Samstag 22.06.
Der Herr Karl
Der Klassiker von Helmut Qualtinger und Carl Merz in mehreren Sprachen mit deutschen Untertiteln. Musikalische Begleitung Karl Gstöttenmayer. Dauer 60min.
„So unruhig. De Menschen waren zornig. Verhetzt. Fanatiker,“ sinniert der Herr Karl über die schreckliche Zeit damals, geprägt von Umbrüchen, Inflation und Armut, als es die Leut massenweise in die Fänge von Populisten und Führern trieb. Das Stück könnte aktueller nicht sein! Die ältere Generation in Österreich kennt den „Herrn Karl“ noch als Skandalstück über einen österreichischen Prototyp, einen Wendehals, der sich empathiefrei durch die Untiefen seiner Zeit schlägt. Das DH5 holt den Monolog aus dem Keller und macht das Werk einem neuen Publikum zugänglich, stellt es ins Zentrum eines Dialogs über Werte und Identität, indem es in elf Sprachen von 14 Darstellenden gezeigt wird.
Das Stück feiert seine Premiere im Rahmen der Langen Nacht der Bühnen (LNdB). Die Eintrittsbänder der LNdB sind vor Ort und an allen anderen Verkaufsstellen der LNdB erhältlich und kosten 12€.
Das Projekt entstand 2017 ursprünglich als Sprachworkshop und als Antwort auf damals gerade von der Schwarz-Blauen Regierung beschlossene verpflichtende Sprach- und Wertekurse für Menschen, die in unserem Land Schutz suchen. Aus dem Bedürfnis, die Vermittlung von Sprache und Kultur auf eine menschliche und letztlich auch effiziente Ebene zu heben, ist das Projekt „Der Herr Karl – ist überall“ entstanden. Von der Stadt Linz 2021 mit dem „Preis für Vielfalt“ ausgezeichnet, haben seither viele Sprachcafés im DH5 stattgefunden. Wir alle haben bei diesen Begegnungen sehr viel Spaß gehabt und viel übereinander gelernt!
Die Inszenierung mit 14 Darsteller*innen in 11 Sprachen ist eine Frucht dieser Begegnungen. Es ist den Kulturaktivist*innen im DH5 ein schelmisches Vergnügen, dieses Volksstück der „mythenzerstörenden Abart“ auf diese Art unter die Leute zu bringen.
Qualtinger und Merz demaskieren den Homo Austriacus, sie kratzen an der süßelnden Oberfläche der österreichischen Identität und die gemütlich-melancholische österreichische Seele entpuppt sich als opportunistisch und charakterlos. Aus gemütlich wird faul, aus gastfreundlich berechnend, und musisch? Am liebsten würde der Herr Karl „all die Kinos und Theater anzünden“.
Der Herr Karl ist kein schillernder Bösewicht im Format von Vito Corleone, er ist vielmehr ein richtiges Würschtl, aber ein böses. Die Annahme, dass das „böse Würschtl“ eine Universalie in hierarchischen Gesellschaften ist, hat den Herrn Karl für dieses interkulturelle Theaterexperiment empfohlen. In den Sprachcafés, beim Übersetzen, kam viel Erlebtes an die Oberfläche. Genug, um daraus einen eigenen „Herr Karl“ zu machen. Der Herr Karl ist tatsächlich überall. Es ist diese banale Bosheit, die aus einer vermeintlichen Existenzangst heraus die Arbeit von Regimes erledigt.
- Zahra Heidari
- Tracee Rammerstorfer
- Naïm und Ariel Aistleitner
- Kristin Henkel
- Gemma Pamies
- Leticia Carneiro
- Margo und Anastasya
- Carolina Ropero
- Florina Platzer
- Jeanette Loots
- Margo Varabel
- Nastya Saparava
Übersetzung: Die Darsteller*innen, Marixeli Barea García und Susanna Aistleitner
Sprachen: Russisch, Belarussisch, Französisch, Englisch (amerikan.), Afrikaans, Deutsch, Katalanisch, Spanisch (andalusisch), Dari (afghan.), Rumänisch und Portugiesisch (brasil.)
Produktion: Petra Kettl, Remo Rauscher, Moritz Danner, Walter Stadler, Kristin Henkel
Grafik: Marixeli Barea García
Musik: Karl Gstöttenmayr
Eine Produktion des DH5, gefördert mit Mitteln des Landes Oberösterreich, BMKOES und der Stadt Linz