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Church of Ignorance Open Call

Open Call – Church of Ignorance / Schule des Nichtwissens

DH5 Linz, im Rahmen der Ars Electronica

English Version

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Changed Deadline 20.5.2024 !

Überblick

Church of Ignorance / Schule des Nichtwissens ist ein dreitägiges Happening aus Performance, Musik, Ritual, Vortrag, Kolloquium und Party, das von 5. bis 8. September 2024 in Linz stattfindet.
Das Programm gliedert sich in zwei Teile: einen Symposiumsteil namens Schule des Nichtwissens, der sich in theoretischer Hinsicht dem Thema Nichtwissen widmet (Ausschreibung 1), sowie einen künstlerischen Teil namens Church of Ignorance (Ausschreibung 2), der vorwiegend abends stattfinden wird. Zwischen diesen beiden Schwerpunkten wird starker Austausch stattfinden, und beide werden vom selben Kurator*innenenteam (Raphaela Edelbauer, Dominika Meindl, Simon Nagy, Thomas Preindl, Walter Stadler und Kat Suryna) betreut. Problematiken und Potenziale von Unkenntnis, der irreduziblen Komplexität unserer Welt und Wege, mit ihr umzugehen werden somit sowohl aus theoretischer als auch aus praktischer Perspektive verhandelt.

Der Open Call richtet sich an Wissenschaftler*innen, Künstler*innen, Performer*innen, Theoretiker*innen jedweder Couleur, die das Paradigma der Allwissenheit humorvoll oder komplex, mit textlichen Mitteln oder jener der ritualisierten Körperlichkeit unterwandern wollen. Ort des Festivals ist das DH5. Für Projekt-, Kunst- und Vortragsideen ist die Adresse ignorance (at) dh5.space sowohl für Einzelkünstler*innen als auch Kollektive offen. Explizit eingeladen werden Personen jeglichen Geschlechts, diverser und sozialer Hintergründe. Bitte schickt uns eine Beschreibung eurer Produktion sowie die technischen Anforderungen und eine Kostenschätzung.

Schule des Nichtwissens

Open Call (Symposiumsteil)

Gegenstand der Ausschreibung: Keynotes, Panels, Kurzvorträge und Workshops

Nichtwissen ist nach dieser Auffassung keine Irregularität, sondern der Normalfall eines funktional differenzierten Wissenschaftssystems, den die moderne Gesellschaft „aushalten“ muss. Zwar legt dies die Frage nahe, ob ein auf die Produktion von Wissen spezialisiertes und mit dem Code wahr/unwahr operierendes Funktionssystem nicht doch in erhebliche Turbulenzen geraten muss, wenn es immer häufiger und immer massiver mit selbsterzeugtem und schwer aufzulösendem Nichtwissen konfrontiert wird.

Peter Wehling, Jenseits des Wissens

 

Alles, was uns als Menschen ausmacht, wurde durch systematische Wissensgewinnung erreicht – das ist das Credo des westlichen Fortschrittsglaubens.
Ob in logischen Kalkülen, der Wissenschaftsphilosophie oder dem allgemeinen Aufbau unseres Schulsystems: Dass Informiertheit und klare Entscheidbarkeit das Rückgrat der Gesellschaft sind, ist ein selten in Frage gestelltes Paradigma.
Wir wollen im Rahmen eines dreitägigen Symposiums jene Kräfte zusammenbringen, die gerade dieses Paradigma anzweifeln, um uns in wissenschaftlicher, philosophischer und theoretischer Hinsicht mit den Themenbereichen Nichtwissen, Unentscheidbarkeit und Ambivalenz in verschiedenen Vortrags- und Workshopformaten auseinandersetzen. Bewerbungen beliebiger Länge und aus sämtlichen Fachbereichen sind uns willkommen.

Die dabei entstehende Schule des Nichtwissens stellt dem homo faber den homo ignorans zur Seite. Der homo ignorans weiß, dass die Welt chaotisch und komplex ist. Er ist sich bewusst, dass seine Handlungen, Normen und Gesetze ungewollte Wirkungen zeitigen, die nicht unter seiner Kontrolle sind. Er weiß, dass seine Möglichkeiten, rationale, kollektive Entscheidungen zu treffen, eingeschränkt sind. Der homo ignorans hinterfragt Rationalitätsstandards, institutionelle Arrangements, Erkenntnismonopole und hofft auf eine Pluralisierung von Rationalitäten und Wissensakteur*innen. Vor allem aber stellt er sich eine Frage: Kann eine Welt, die so komplex ist wie unsere, mit den herkömmlichen Vehikeln binärer Wahrheitssysteme ganz generell noch begriffen werden?
Wir hoffen auf Beiträge, die die historische wie die soziologische Dimension des Nichtwissens berühren – auf solche, die Gesellschaftsstrukturen auf ihr Verhältnis zur Wissensproduktion abklopfen ebenso wie epistemologische oder chaostheoretische Grundlagenarbeit.

Erforderliche Unterlagen: Abstract, Informationen zu Länge und Sprache, Vita

Church of Ignorance

Open Call (künstlerischer Teil)

Gegenstand der Ausschreibung: Musik, Performance, Theater, Literatur, Klanginstallationen, Technik, Objekte, Rituale

Mit der Church of Ignorance wird eine neue Kirche aus der Taufe gehoben: die Kirche des Nichtwissens. In einem dreitägigen Happening wird dieser neu geschaffene Tempel das Publikum hinter den Schwarzschildradius des Wissens führen. Sie schafft Sinn durch Unsinn und lehrt die Agnosie. Sie findet Techniken, die der allgemeinen Wut und Depression ob der immer erdrückender wirkenden Ohnmacht etwas entgegensetzt, das den Menschen Halt und Zusammenhalt gibt.

Im künstlerischen Abendprogramm, das den theorielastigen Nachmittagen eine praktische Gewichtung entgegensetzt, erforscht die Church of Ignorance vor allem den Umgang mit den entdeckten Ambivalenzen – das quasi, was wir dem Nichtwissen entgegensetzen können.
Dabei bewegen wir uns in einem traditionsreichen Feld: Hat der Mensch nicht schon immer Ritual und Religion ebenso wie die spontan-eruptive Sinnstiftung des Absurden genützt, um die Grenzen des (Un-)Wissens besser ertragen zu können? Die Kirche, die uns vorschwebt, reproduziert dabei nicht die Fehler und Gewaltsysteme der bestehenden Kirchen. In einem lustvollen Zugriff auf die Gemeinplätze und Untiefen des Katholizismus werden zwar Trance und wundersame Wandlung zelebriert – jedoch auf eine Weise, die nicht das verhärtete Dogma, sondern die vollkommene Haltlosigkeit fehlender Glaubenssysteme in den Mittelpunkt rückt.

Herzlich eingeladen sind Beiträge sämtlicher Kunstrichtungen, die sich mit den Themengebieten Nichtwissen, Dodelei, Ambivalenz, Unentschlossenheit, Fuzziness und Alogik auseinandersetzen. Wir suchen nach ernsten wie nach parodistischen Beiträgen, ja, umso mehr nach solchen, die beides sind, weil unserer Meinung nach kein Unterschied zwischen diesen bestehen muss. Gerade durch die Aufhebung artifizieller Gegensätze bietet die Church of Ignorance einen Umgang mit der politischen und sozialen Überforderung unserer Zeit an; von Klimakatastrophen, Umweltkrisen, Kriegen und Populismen bis hin zur unabwendbaren Verwirrung durch eine immer komplexer werdende Wissenschaft per se.

Erforderliche Unterlagen: Projektbeschreibung, Probe aus bisherigen Arbeiten, Kostenaufstellung

 

Das Festival findet in den Räumen des DH5, dem Innenhof und im öffentlichen Raum statt. Hier werden diese Räume vorgestellt. Für das Festival werden auch der Dachboden und die Gänge genutzt. In Summe stehen ca. 500qm Fläche zur Verfügung. (1) “Jenseits des Wissens” (Peter Wehling, Zeitschrift für Soziologie, Jg. 30. Heft 6, 2001, S. 480)

Open Call Church of Ignorance / School of Non-Knowledge

Changed Deadline 20.5.2024 !

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Overview

The Open Call is aimed at scientists, artists, performers and theorists of all stripes who want to subvert the paradigm of omniscience in a humorous or complex way, using textual means or ritualised physicality. The festival venue is DH5. The address ignorance (at) dh5.space is open to both individual artists and collectives for project, art and lecture ideas. People of all genders, diverse and social backgrounds are explicitly invited. Please send us a description of your production as well as the technical requirements and a cost estimate.

School of Non-Knowledge

Open Call Symposium

Subject of the call for proposals: Keynotes, panels, short presentations and workshops

According to this view, ignorance is not an irregularity, but the normal case of a functionally differentiated scientific system that modern society must "endure". This does raise the question of whether a functional system that specialises in the production of knowledge and operates with the code true/untrue must not run into considerable turbulence if it is confronted more and more frequently and on an increasingly massive scale with self-generated ignorance that is difficult to resolve.

Peter Wehling, Jenseits des Wissens

Everything that defines us as human beings was achieved through the systematic acquisition of knowledge - that is the credo of the Western belief in progress.
Whether in logical calculations, the philosophy of science or the general structure of our school system: the fact that information and clear decision-making are the backbone of society is a paradigm that is rarely questioned.
As part of a three-day symposium, we want to bring together those forces that question this paradigm in order to deal with the topics of ignorance, undecidability and ambivalence from a scientific, philosophical and theoretical perspective in various lecture and workshop formats. We welcome applications of any length and from all subject areas.

The resulting school of ignorance will place homo faber alongside homo ignorans. The homo ignorans knows that the world is chaotic and complex. He is aware that his actions, norms and laws have unintended effects that are not under his control. He knows that his ability to make rational, collective decisions is limited. The homo ignorans questions rationality standards, institutional arrangements and knowledge monopolies and hopes for a pluralisation of rationalities and knowledge actors. Above all, however, he asks himself one question: Can a world as complex as ours still be understood with the conventional vehicles of binary truth systems in general?
We hope to receive contributions that touch on the historical and sociological dimensions of ignorance - contributions that examine social structures in terms of their relationship to knowledge production as well as basic epistemological or chaos-theoretical work.

Required documents: Abstract, information on length and language, CV

Church of Ignorance

Open Call (artistic part)

Subject of the call: music, performance, theatre, literature, sound installations, technology, objects, rituals

With the Church of Ignorance, a new church is being launched. In a three-day happening, this newly created temple will take the audience beyond the Schwarzschild radius of knowledge. It creates meaning through nonsense and teaches agnosia. It finds techniques that counteract the general anger and depression caused by the increasingly overwhelming sense of powerlessness, giving people support and cohesion.

In the artistic evening programme, which counters the theory-heavy afternoons with a practical emphasis, the Church of Ignorance primarily explores how we deal with the ambivalences we discover - in other words, what we can do to counter ignorance.
In doing so, we are moving in a field rich in tradition: haven't humans always utilised ritual and religion as well as the spontaneous, eruptive creation of meaning through the absurd in order to better endure the limits of (un)knowledge? The church we have in mind does not reproduce the errors and systems of violence of the existing churches. Trance and miraculous transformation are celebrated in a pleasurable access to the commonplaces and shallows of Catholicism - but in a way that does not focus on the hardened dogma, but on the complete lack of support of missing belief systems.

We cordially invite contributions from all artistic disciplines that deal with the themes of ignorance, doctrine, ambivalence, indecision, fuzziness and alogic. We are looking for both serious and parodic contributions, and even more so for those that are both, because in our opinion there need be no difference between them. It is precisely through the cancellation of artificial opposites that the Church of Ignorance offers a way of dealing with the political and social overload of our time; from climate catastrophes, environmental crises, wars and populisms to the inevitable confusion caused by an increasingly complex science per se.

Required documents: Project description, sample from previous work, cost breakdown

The festival takes place in the rooms of DH5, the inner courtyard and in public spaces. These spaces are presented here. The attic and the corridors will also be used for the festival. A total area of approx. 500 square metres is available. (1) “Jenseits des Wissens” (Peter Wehling, Zeitschrift für Soziologie, Jg. 30. Heft 6, 2001, S. 480)